Lesung mit Musik im Kornhauskeller
Bis auf den letzten Platz war der Kornhauskeller besetzt, als ein Team der Buchhandlung Aegis – sie befindet sich gleich neben dem Kornhauskeller – Erstaunliches und Spannendes für diese Lesung mitbrachte: Anekdoten über Alexander von Humboldt – dann Briefe, Reiseberichte, Tagebucheintragungen, die ihn selbst zu Wort kommen ließen in der ihm eigenen, lebendigen Sprache.
Kurioses war zu hören
Kann das wahr sein, dass man nicht weiß, wo Alexander von Humboldt geboren wurde? – Dass man Säcke voll Briefe ins Meer warf, damit das Schiff gefahrloser durch den Sturm kam? – Dass höfliche Kannibalen einen Arzt rufen ließen, um ihn zu fressen? – Dass ein Schädel zur Untersuchung angefordert wurde und derjenige, dem dieser Schädel gehörte, noch lebte? Ja, es kann – vernahm das erstaunte Publikum.
Gleich zwei Anfänge für eine große Persönlichkeit
In Berlin findet man zwei verschiedene Gedenktafeln, die angeben, wo Alexander von Humboldt geboren wurde. Fast mutet es an wie ein Hinweisen auf die vielfältigen Zugänge zu dieser Person:Humboldts Humor zeigte sich, als er von der Anfrage nach seinem Schädel erfuhr und zurückschrieb, dass er ihn doch selber noch brauche. – Erhielt er monatelang in Südamerika keine Briefe und wurde als Grund vermutet, dass diese bei Sturm den Wellen übergeben worden waren, kommentierte er: Man gewöhne sich daran, diese Entbehrungen gelassen zu ertragen – zumal es anderen auch so erginge.
Viele Bezeichnungen benennen Aspekte seiner Persönlichkeit: Forscher im Naturrausch – rechtschaffener Berichterstatter – Schandmaul – Wissenschaftler – Spötter – Kritiker sozialer Missstände in den Kolonien – Vordenker – Salonlöwe – Ideengeber – und immer wieder Schriftsteller, der mit seinem Wissen Menschen erreichen wollte, was ihm durch seine scharfen Beobachtungen, vermittelt in einer anschaulichen Sprache, gelang. – Das war auch im Kornhauskeller so, als viele Textausschnitte von seinem persönlichen Erleben und von den abenteuerlichen Reisen erzählten.
Musik aus seiner Zeit
Traumhaft schöne Klänge nahmen dabei das Publikum immer wieder mit in die Zeit Alexander von Humboldts und weckten Vorstellungen von fernen Welten. Markus Munzer-Dorn spielte Bearbeitungen für Gitarre und auch er hatte etwas Kurioses zu bieten: Ein Charango erklang – ein kleines Zupfinstrument aus der Andenregion. Sein Resonanzkörper – wie er früher dort hergestellt wurde – war der Panzer eines Gürteltieres.
Viel Applaus für viele Ideen! Für viele Besucher ein reicher Abend.